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Undrowear

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Update Oktober 2023: Undrowear ist jetzt Teil des Juicy Kollektivs Leipzig. Die Produkte von Undrowear findet ihr nun hier: Juicy Shop. Einige der Informationen des Interviews sind dementsprechend nicht mehr aktuell. Da Isi weiterhin Binder und gender affirming Kleidung herstellt, lassen wir das Interview vorerst trotzdem online.

Undrowear im Interview

CN: Gender Dysphorie

Ja, im Kapitalismus gibt es keinen ethischen Konsum, es gibt nichts Richtiges im Falschen und so. Undrowear finden wir trotzdem ziemlich cool und sie haben uns angeboten, ein kleines Interview mit ihnen zu veröffentlichen. Wieso, weshalb, warum wir undrowear mögen? Lies es hier nach. Grüße von Süßmaus in their Wal Trunks.

Wer und was ist Undrowear?

Wann / wie / wieso wurde Undrowear gegründet?

Undrowear ist das erste deutsche Modelabel, das gender neutrale und genderaffirmative Unterwäsche in Handarbeit herstellt. Was genau das für uns und unsere Kund*innen bedeutet, erklären wir fortlaufend im Interview. Das Label ist 2020 aus Eigenbedarf und erst einmal durch Experimentieren mit Schnittmustern und Stoffen im damaligen WG-Zimmer der Gründungsperson Isi Merten entstanden. Es war eher ein Lösungsansatz als ein durchgeplantes Business-Konzept. Doch schnell wurde klar, dass der Bedarf in queeren- und trans Communities groß ist. Isi hat Modedesign studiert und durch langjährige Erfahrung mit Nähen und Schnitttechnik einen Vorteil in der Entwicklung von individuellen Kleidungsstücken.

Isi (keine Pronomen): „Gender Euphoria war für mich als Gründungsperson der Hauptgrund das Label zu starten, bzw. die ersten Teile zu nähen. Sich in Läden zwischen „Männer“ und „Frauen“ Abteilung entscheiden zu müssen und dann auch noch Unterwäsche zu tragen, die vielleicht mit meinen optischen Bedürfnissen bzw. Gefühlen zu Gender Expression kohärent(er) ist, aber nicht für meinen Körper geschnitten, war sehr frustrierend. Deshalb wollte ich eine Lösung schaffen und Unterwäsche für verschiedene Körper, ohne binäre Voreinstellungen entwickeln.

Und wer seid ihr eigentlich? Seid ihr alle queer?

Unser Team besteht aus 4 Personen, wobei wir alle nicht in Vollzeit arbeiten:

  • Isi – Geschäftsführung, Design, Management
  • Maria – Teilzeit – Buchhaltung, Öffentlichkeitsarbeit
  • Lena – Werkstudentin für die Produktion
  • Lea – Werkstudentin für die Produktion
Logo der Marke Undrowear

Die Hälfte von uns definiert sich als queer, eine Person davon als nicht-binär trans*, die anderen cis. Mir war es von Anfang an wichtig, dass vor allem Queers im Label arbeiten, aber da Leipzig leider keine Modemetropole ist war es leider sehr schwierig Personen mit Nähausbildung/Modedesign Studium zu finden die gleichzeitig queer sind und eine politische Einstellung angemessen des Unternehmens-Selbstverständnis haben. Die Personen die für die Außen-Kommunikation zuständig sind, sind queer. Die Näherinnen nicht. In den Stellenausschreibungen für Produktion kommunizieren wir jedoch auch, dass sie sich vor allem an BIPoC und queere Personen richten.

Zielgruppe

Für wen produziert ihr Unterwäsche?

Undrowear ist von und für Queers entstanden. Ihre Bedürfnisse finden in der Modeindustrie bisher leider kaum Berücksichtigung. Wir produzieren daher u.a. Kleidungsstücke zum Komprimieren oder optischen Hinzufügen von Körperteilen und Genitalien. Diese können vor allem trans* Personen bei Körperdysphorie helfen. Extra für den Zweck entwickelte Unterwäsche mit komprimierender Wirkung, wie z.B. ein Binder, ist eine elegantere und gesündere Lösung als beispielsweise zu enge Kleidung oder Bandagen. Außerdem sieht sie schöner aus und ist leichter an- und auszuziehen, was zum Wohlbefinden beiträgt.

Wenn mensch sich übliche Läden für Unterwäsche anschaut, fällt auf, dass diese sehr konventionell und binär konzipiert sind. Undrowear denkt jene Produkte um, die es meist nur für einen Körpertyp gibt und passt sie für andere Körpertypen an. Das ist dann zum Beispiel Spitzenwäsche für flache Oberkörper oder Boxershorts mit flachem Schritt. Außerdem gibt es Unterhosen, in denen ein extra Fach für das optische Hinzufügen von Körperteilen (mit Hilfe von z.B. Silikon Packern) mit eingearbeitet ist.

Auf dem Bild ist eine weiße Person in schwarzer Spitzenunterwäsche (ein Bralette und eine High-Waist Unterhose) zu sehen. Die Person hält in der linken hat getrocknete Blumen und hält diese leicht vor das Gesicht. Der rechte Arm ist gegen die Hüfte gestützt. Die Person trägt blaue Nagellack.
Bild von der Undrowear Website (mit Genehmigung)
Auf dem Bild sind 2 Personen zu sehen. Die vordere Person trägt einen Binder und Boxer Trunks im Rainbow Clouds Design. Die Person sitzt in einem Rollstuhl und lehnt sich nach hinten, um die Arme um den Hals der Person zu schlingen, die hinter ihr steht. Dabei lacht sie und schaut zur Person hinter sich hoch. Die Köpfe sind aneinandergeschmiegt. Die hintere Person stützt sich mit der rechten Hand auf der Armlehne der Rollstuhls ab, die Augen sind geschlossen, der Mund leicht offen. Die Person trägt Augen Make-Up und Lippenstift.
Bild von der Undrowear Website (mit Genehmigung)

Warum kann der Kauf von Unterwäsche zu Problemen / Stress führen und wie wollt ihr dieser Situation vorbeugen?

Unsere Grundidee ist es, Unterwäsche außerhalb des binären Geschlechtersystems (Mann und Frau) zu vertreiben. Wenn beispielsweise eine nicht-binäre, oder intergeschlechtliche Person einen Laden betritt, muss zunächst zwischen “Männer-” oder “Frauen-” Abteilung entschieden werden. Damit wird immer wieder schmerzlich bewusst, dass die eigene Existenz in der Mehrheitsgesellschaft nicht mitgedacht wird. Wir beschreiben unsere Produkte stattdessen danach, welchen Körpern sie passen.

Die Sache mit dem Geld

Eure Unterwäsche ist hochpreisig und kann nicht von jeder Person erworben werden. Wie geht ihr mit dieser Problematik um?

Die Preisgestaltung ist für uns wahrscheinlich die größte emotionale Herausforderung. Wir sind uns bewusst, dass vor allem in marginalisierten Gruppen das finanzielle Budget tendenziell geringer ist. Im Vergleich zu anderen Marken, die Produkte in Eigenherstellung verkaufen, sind wir niedrigpreisig; im Vergleich zu großen Ketten jedoch teurer. Die Problematik ist nicht neu und der Kern liegt in der Fast Fashion Industrie und deren ausbeuterischen Arbeitsbedingungen. Wir haben uns für Eigenproduktion sowie Herstellung in Europa entschieden, weil nur faire
Produktion für uns ethisch vertretbar ist. Dafür spenden wir regelmäßig Produkte an Programme wie z.B. das “trans* Healthkit”, welches Kleidungsstücke, die gegen Dysphorie helfen, auf Anfrage verschenkt. Außerdem brainstormen wir weitere Lösungen, wie z.B. ein Soli-Kauf Prinzip, bei dem Menschen nach Belieben mehr oder weniger für ein Produkt ausgeben können und anderen Personen den Kauf ermöglichen. Wir setzen dabei sehr auf den Zusammenhalt der Community.

Der trans* Healthkit Soli Binder

Wonach entscheidet sich da die Menge gespendeter Ware?

Die Menge an gespendeten Produkten hängt zum einen davon ab wie viele Soli Binder bestellt werden (diese finanzieren zum Teil die Spende eines weiteren Binders an das Healthkit) und zum anderen was wir gerade so an überschüssiger Lagerware da haben. Zum Teil spenden wir auch Musterteile oder Sachen mit kleinen Fehlern die aber trotzdem gut funktionieren. Aber auch Neuware wenn wir mehrere Größen davon auf Lager haben. Wir sind ja ein wirklich kleines Unternehmen und machen das immer je nachdem was wir gerade entbehren können.

Zukunftsvisionen

Was müsste passieren, damit sich Produktentwicklung und Marketing nicht mehr an
stereotypen Geschlechterbildern bedient?

Realistisch betrachtet ist es keine Veränderung, die von heute auf Morgen passieren wird, sondern eher ein langsamer, stetiger Prozess und Wandel in der Gesellschaft. Wir beobachten, dass queere Themen und Realitäten immer mehr Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit bekommen — sei es durch Drag Queens / Kings / Quings, queere Influencer*innen oder Musiker*innen. Wir hoffen, mit Undrowear einen weiteren Impuls zu setzen, der die Sichtbarkeit und Nachfrage in die Mitte der Gesellschaft bringt und somit in Zukunft auch von der Industrie aufgegriffen wird.

Wie cool!

..denkst du jetzt vielleicht. Und wenn du nun Lust hast dich mal im Sortiment von Undrowear umzuschauen und dir vielleicht einen Binder, Bralette, Tucking oder Packing Underwear zu bestellen, geht es hier zum Shop.

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