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Transsensible Sprache

CN: transfeindliche Äußerungen und Formulierungen, Biologismus

TRANSSENSIBLE SPRACHE: RICHTIG ÜBER TRANSITIONEN UND TRANS* PERSONEN SPRECHEN

Du fragst dich, wie du sensibel über eine Transition sprechen kannst? Warum sind manche Formulierungen, die du für unproblematisch hältst, transfeindlich? Hier erkläre ich, warum einige Aussagen problematisch sind und wie du es besser machen kannst.

Dieser Beitrag ist inspiriert von dem Instagram Account @pinkmantaray, spezifisch diesem Beitrag.

Aussagen

Er wurde als Mädchen geboren. / Er ist biologisch eine sie.

  • stattdessen: Ihm wurde bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen.
  • Grund: Die meisten Personen sehen ihre Geschlechtsidentität als konsistent an. Auch wenn das Outing erst viel später kamen, sehen sie ihr vergangenes Ich mit der gleichen Geschlechtsidentität wie ihr aktuelles Ich. Außerdem verschwimmen hier das biologische Geschlecht und die Geschlechtsidentität. Selbst das biologische Geschlecht ist aber nicht binär und bei Babys werden in der Regel keine ausführlichen Hormon- und Chromosomentests durchgeführt. Irgendwer schaut einfach, ob das Baby einen Penis oder eine Vulva hat und zack, Geschlecht bestimmt. Das kann dementsprechend auch biologisch falsch sein. Und in Bezug auf die Geschlechtsidentität sowieso. Die wird nämlich absolut nicht durch die Genitalien bestimmt. Außerdem gehen dich die Genitalien, Hormone, etc. von anderen Leuten in der Regel einfach nichts an.

Sie wurde im falschen Körper geboren. / Sie ist gefangen im Körper eines Mannes.

  • stattdessen: nichts. Bitte maße dir nicht an, den Körper oder das Körpergefühl anderer Menschen zu bewerten.
  • Grund: Sicherlich empfinden es manche Personen so, als seien sie in einem falschen Körper geboren oder gefangen, aber das trifft längst nicht auf alle trans* und/oder nicht-binären Personen zu. Und unsere Körper sind nicht-binär, wenn wir nicht-binär sind, weiblich, wenn wir eine Frau sind und männlich, wenn wir ein Mann sind. Ganz unabhängig davon, ob wir Brüste, einen Penis, eine Vulva, einen sichtbaren Kehlkopf, Gesichtsbehaarung, einen Uterus, Hoden oder was auch immer haben.

Als xier noch ein Junge/Mann war. / Als xier noch ein er war.

  • stattdessen: Als xier sich noch als Junge präsentiert hat. / Als xier noch das Pronomen er verwendet hat.
  • Grund: Wie bereits beim vorigen Punkt genannt, empfinden die meisten Personen ihre Geschlechtsidentität als beständig. Das heißt, dass xier nie ein Junge und Mann war, sondern sich nur als einer präsentierte. Und verwende die aktuellen Pronomen auch wenn du über die Vergangenheit der Person sprichst. Die meisten Personen fühlen sich sehr unwohl damit, falsche Pronomen in Bezug auf sich zu hören. Ja, auch wenn sie auf die Vergangenheit bezogen sind!
  • Zusatz: Was willst du hier eigentlich sagen? Beziehst du dich auf die Zeit vor dem Outing? Dann ist die Alternative passend. Beziehst du dich auf die Zeit vor der Transition? Dann sag „Bevor xier die Transition gemacht hat“. Aber die Geschlechtsidentität ist weder an die soziale noch medizinische Transition gebunden! Und Transition ist selten eine einmalige Sache, sondern meistens ein langwieriger Prozess, der für einige Personen vielleicht auch niemals endet.

Sie hat das Geschlecht gewechselt.

  • stattdessen: Sie hat eine Transition gemacht.
  • Grund: Der Punkt zur Kontinuität der Geschlechtsidentität sollte mittlerweile klar sein.
  • Zusatz: Wenn du dich auf das biologische Geschlecht beziehst, ist das auch etwas sehr vage. Denn das ist ebenfalls konstruiert. Ein paar Menschen haben sich irgendwann mal darauf geeinigt, dass Chromosomen, Hormone, Genitalien, sekundäre Geschlechtsmerkmale und Gonaden (Eierstöcke oder Hoden) als Indikator dienen. Da ist ganz schön viel veränderbar. Das alles ist aber auch nicht relevant für die Geschlechtsidentität. Außerdem gibt es auch nicht DIE Transition, insbesondere nicht für nicht-binäre Personen.

[Aktueller Name] hieß früher [Deadname].

  • stattdessen: Verwende nur den aktuellen Namen.
  • Grund: Für die meisten Personen ist es sehr schmerzhaft, wenn ihr abgelegter Name für sie verwendet wird. Selbst wenn die Person nicht anwesend ist, ist es eine Frage des Respekts den richtigen Namen zu verwenden.
  • Zusatz: Du redest mit gemeinsamen Bekannten über eine Person, die erst kürzlich ihren neuen Namen verkündet hat und die gemeinsamen Bekannten sind verwirrt darüber, wen du meinst? Dann beschreibe die Person. Woher kennt ihr euch? Was macht die Person? Stelle aber sicher, dass die Person okay damit ist, dass alle bereits ihren neuen Namen verwenden. Wenn du unsicher bist, frage die Person, wie du mit gemeinsamen Bekannten oder Freund*innen über sie sprechen sollst.

They identifiziert sich als nicht-binär.

  • stattdessen: They ist nicht-binär.
  • Grund: Wenn gesagt wird, dass wir uns nur so identifizieren, impliziert das, dass dies vielleicht nicht stimme oder ganz subjektiv sei. Dabei würde das bei cis Personen vermutlich niemand so ausdrücken. Aber unsere Identität ist etwas Feststehendes. Und wir sind, wer wir sagen, wer wir sind. Und das wird mit der vorgeschlagenen Formulierung anerkannt.

Er benutzt männliche Pronomen. / Sie benutzt weibliche Pronomen.

  • stattdessen: Er benutzt er Pronomen. Sie benutzt sie Pronomen.
  • Grund: Personen jeden Geschlechts können alle Pronomen verwenden. Klar, rein grammatikalisch ist „er“ maskulinum und „sie“ femininum. Dennoch reproduziert diese Formulierung die Vorstellung, dass Pronomen das Geschlecht einer Person anzeigen würden. Dabei sind Pronomen lediglich ein Teil des Geschlechtsausdrucks.

Deren bevorzugtes Pronomen ist dey.

  • stattessen: Deren Pronomen ist dey.
  • Grund: Unsere Pronomen sind nicht optional. Wir präferieren oder bevorzugen nicht jenes Pronomen gegenüber anderen, welche uns möglicherweise aufgezwängt werden. Es sind einfach unsere Pronomen und die Verwendung anderer Pronomen ist falsch und nennt sich misgendern.
  • Zusatz: Eine Ausnahme stellt die Verwendung mehrerer Pronomen dar, von denen eins oder mehrere bevorzugt werden. Beispielsweise kann eine Person alle Pronomen verwenden, bevorzugt aber hen und xier.

Begriffe

transsexuell

  • stattdessen: trans, trans*, transident, transgeschlechtlich, transgender
  • Grund: Die Geschlechtsidentität hat absolut nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun, was aber durch die Endung „-sexuell“ impliziert wird. Außerdem ist der Begriff eng mit der Pathologisierung durch die Medizin verknüpft.
  • Zusatz: Es gibt Personen, die „transsexuell“ als Selbstbezeichnung verwenden. Während der Begriff als Fremdbezeichnung ausgedient hat, ist die Selbstbezeichnung absolut valide.

transmann/Transfrau, trans-Frau/Trans-Mann, XY ist ein Transgender

  • stattdessen: trans Frau, trans Mann, XY ist trans(gender)
  • Grund: Trans(gender) ist (genauso wie cis) ein Adjektiv.
  • Zusatz: Natürlich reicht es auch einfach, die Person als Frau oder Mann zu betiteln, wenn sie eine binäre Identität hat.

Frauen*

  • stattdessen: sei spezifisch!
  • Grund: Mit Frauen* werden oft Frauen und trans Frauen gemeint oder alle weiblich gelesenen Personen. Aber trans Frauen brauchen kein Sternchen und weiblich gelesene Personen sind halt nicht zwangsläufig Frauen und auch keine Frauen*. Abhängig davon, worüber du sprichst, kannst die Abkürzung FINTA* oder FLINTA* hilfreich sein. Sie steht für Frauen, (Lesben,) inter*, nicht-binär, trans* und agender.

Wenn du bis hier hin gelesen hast, ist das super! Natürlich sind das nur ein paar Basics, die dir aber eine gute Grundlage schaffen, um sensibel über Transition und trans* Personen zu sprechen. Um zu erfahren, wie du neben sensibler Sprache solidarisch mit trans* Personen sein kannst, lies doch auch meinen Artikel zum Thema Ally sein.

5 Gedanken zu „Transsensible Sprache“

  1. Liebes Enbybabes Team,
    die xier Pronomen und ihre Entwicklung haben eine Webseite, vielleicht mögt ihr das verlinken, damit Eure Leserschaft weitere Infos finden kann: http://www.annaheger.de/pronomen
    Viele Beispiele für sier und xier finden sich auf http://www.annaheger.de/pronomentexte
    Neben xier und sier sind auch dey und eingedeutschtes they viel in Benutzung, eine Übersicht zu ganz vielen Pronomen findet ihr hier: nibi.space/pronomen
    LG illi

    1. Hi Illi,
      danke für deine großartige Arbeit und den Kommentar. Ich habe deine Webseite in unseren Ressourcen zur sozialen Transition verlinkt. nibi.space war dort bereits vertreten. Wir planen demnächst auch noch einen Beitrag zu Pronomen zu veröffentlichen, werden da ausführlicher auf Neopronomen eingehen, und garantiert auch erneut auf dich, deine Arbeit und deine Webseite verweisen. Schön, dass du hierher gefunden hast, und liebe Grüße. ~ Jelly

  2. Ich muss sagen als ally fällt es mir schwer, ich kann verstehen wie man sich fühlt anders zu sein als die Norm (ich bin pan und poly) aber ich bin eine Cis Frau und kann dementsprechend nicht verstehen wie es ist wenn man sich nicht, im bei der Geburt zugewiesenen geschlecht, zugehörig fühlt. Besonders Sprache fällt mir schwer, ständig versuche ich darauf zu achten aber Pronomen rutschen mir immer wieder raus. Ich gehe auf Demos, greife ein wenn ich transfeindlichkeiten o.Ä sehe, kläre mein Umfeld auf und versuche so gut es geht Pronomen zu vermeiden aber es fällt mir immernoch sehr schwer. Ich habe eine Person in meinem Leben kennengelernt, welche Non-binary ist… ich will zeigen, ich sehe dich als wer du bist… aber ständig rutschen mir Pronomen raus. Ich will mehr tun. Ich will verstehen und es frustriert mich so von der Gesellschaft geprägt zu sein, dass ich es einfach nicht hinbekomme.

    1. Einerseits verstehe ich deine Frustration, es nicht hinzubekommen, durch die Gesellschaft ein binär geprägtes Denken zu haben… Und gleichzeitig frage ich mich, warum du dich auf einem nicht-binären Blog darüber „beschwerst“, dass du andere Menschen immer wieder misgenderst und nebenbei aber betonst wie du als Ally handelst. Wenn du immer wieder die falschen Pronomen von Menschen benutzt, frage ich mich, ob du die Person wirklich in ihrem Geschlecht siehst wie sie ist. Mein „Geheimtipp“: üben. Bei Fehlern kurz (!) entschuldigen und korrigieren.
      Zu (Neo-)Pronomen haben wir auch mal einen Post veröffentlicht, den du auf unserem Instagram finden kannst. Vielleicht hilft dir auch noch der Beitrag Ally sein.

  3. Pingback: #Feministische Solidaritäten – von Herzen & grenzüberschreitend – #4GenderStudies – feministischbloggen

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